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Wirtschaft

16.08.2024
Namuth

Namuth schließt

Erinnerungen werden wach, wenn Jörn Namuth auf fast 125 Jahre Namuth auf Norderney zurückblickt. Mehr als die Hälfte, nämlich 63 Jahre davon, hat er selbst erlebt und mehr als 30 Jahre aktiv mitgestaltet. Der Norderneyer ist mit Blumen und Kunst aufgewachsen und war an verschiedenen Stationen, bis er 1986 in das Geschäft seiner Eltern eingestiegen ist.

Und jetzt ist Ausverkauf bei Namuth. Denn Namuth schließt in diesem Jahr und damit geht eine ganze Ära Namuth zu Ende. „Mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ schließt Jörn Namuth zum Ende des Jahres das Geschäft Namuth Norderney in der Poststraße.

NamuthDas selbst entworfene Ney-Logo hat Jörn Namuth schützen lassen.

Pachtvertrag nicht verlängert

Eigentlich wollte Jörn Namuth noch drei Jahre weiter machen, doch dann ging es ganz plötzlich. Der Pachtvertrag wurde nicht mehr verlängert, erzählt er. In dem Eckhaus befinden sich neben der Sparkasse auch das Geschäft Krebs am Meer und der Kiosk Pindopp sowie Wohnungen.

Abverkauf bis Ende des Jahres

Bei Namuth hat mit dem Nachtbummel der Ausverkauf begonnen. Anfang Dezember, so hofft der Inhaber, ist der Abverkauf abgeschlossen. Und zum 31. Dezember schließt Namuth Norderney.

Das Gebäude befindet sich im Eigentum der Sparkasse Aurich-Norden und wird verwaltet durch die Norder Bau & Grund GmbH. Es ist ein Wohn- und Geschäftshaus mit Ladengeschäften und Wohnungen. Auch die Filiale der Sparkasse befindet sich in dem Komplex.

Auf Anfrage teilt die Sparkasse mit, dass es für die Sparkassen-Filiale aktuell keine Pläne für etwaige Veränderungen gebe. Zu vertraglichen Vereinbarungen mit den Mietern möchten sie keine Auskünfte geben.

Blumenhaus Flora

Mit einem Gärtnereibetrieb hat sich Jörn Namuths Urgroßvater Friedrich Namuth am 1. Oktober 1900 selbstständig gemacht. An das Stammhaus „Blumenhaus Flora“ in der Janusstraße grenzten Gewächshäuser an. Auf den Gründer folgten dessen Söhne, die Brüder Friedrich (Jörn Namuths Großvater) und Heinrich Namuth.

Darauf folgte Friedrich Fidy Namuth und schließlich dessen Sohn Jörn Namuth. In den vielen Jahrzehnten ist der Betrieb häufig umgezogen. Diverse Blumengeschäfte Namuth gab es und sogar Jugendstil-Pavillons am Central Café und an der katholischen Kirche. 2002 zog der Urenkel schließlich in die Poststraße 2, in das Eckhaus zur Jann-Berghaus-Straße.

Etwas Kreatives

Bei so viel floralem Umfeld erstaunt es nicht, dass Jörn Namuth in die Fußstapfen trat. Auch wenn sein erster Berufswunsch Tischler war. Hauptsache, etwas Kreatives sollte es sein. Mit 15 Jahren begann er seine Lehre in Emden, schloss noch eine einjährige Gärtnerausbildung an und legte 1979 die Prüfung ab.

Mit diesem Grundstock ging er für zwei Jahre nach Holland, die Heimat seiner Mutter, und arbeitete in einem Fachbetrieb für Hydrokultur. Mit diesem Wissen stieg er als Hydrofachmann bei einem Unternehmen in Essen ein und war mit der Planung und Erstellung großer Hydrokulturen befasst. 1985 legte Jörn Namuth die Meisterprüfung in Hamburg ab.

Glückliche Kindheit auf Norderney

Doch wie so viele Insulaner zog es ihn zurück nach Norderney. Er habe eine so glückliche Kindheit gehabt und wollte auch seine Kinder hier groß werden sehen. Das ist ihm und seiner Frau Steffi gelungen. Die Zwillinge sind jetzt 31 Jahre alt.

Auf Norderney stieg Jörn Namuth 1986 in das Unternehmen Namuth ein und wechselte 2002 in das Eckhaus in der Poststraße, in die Räume der Physiotherapie-Praxis Medikos. Aus den ehemaligen Behandlungsräumen schuf er ein Blumengeschäft, das rund zehn Jahre die Insulaner mit Floralem versorgte und auch Dekorationsartikel und Kunsthandwerk führte. Das Konzept „Home, Living, Garden, Giving“ ging viele Jahre auf. Doch die Konkurrenz im Blumengeschäft der Supermärkte und des Wochenmarktes war stärker.

Eines Tages, so erzählt Namuth, saß er mit einem Freund auf der Treppe, die zum oberen Bereich des Ladens führt, und schaute auf die flanierenden Menschen auf der Poststraße. „Gäste kaufen keine Blumen“, sagte der Freund und riet: „Schmeiß die Blumen raus.“

Von der Gärtnerei zum Kunsthandwerk

Gesagt, getan – auch wenn es schwer fiel. „Von der Erwerbsgärtnerei zum Kunsthandwerk und Schmuckdesign. Das ist in einem Satz unsere Geschichte“, heißt es auf der Homepage. Viele Artikel wurden von Namuth designt und exklusiv vermarktet. Das NEY-Logo ist ebenso geschützt wie die Marke „Freizeitinsulaner“.

Und die Kreativität, die Namuth vorher in die Blumen gesteckt hatte, lebte er jetzt in Objekten aus: Statt blühender Sträuße und Gestecke entwarf Namuth nun Schmuck, Gläser und Gürtelschnallen. Nachdem er sich vom Floristmeister zum Schmuckdesigner verwandelt hatte, verlegte er die Pflanzen nach Hause. Auf seiner großen Dachterrasse blüht und gedeiht es. Sogar ein Nordsee-Bananenbaum wächst dort.

Ob jetzt so richtig Schluss mit dem Berufsleben ist, weiß Namuth selbst noch nicht: „Wie ich mich kenne, wird sich etwas ergeben.“ Reisen möchte er mit seiner Frau Steffi und endlich mal die Berge ohne Schnee sehen. Denn Insulaner arbeiten in der Saison und fahren nur im Winter in Urlaub. Er wird Motorrad fahren und mehr Zeit zum Zeichnen und für die Musik haben.

Nicht unwahrscheinlich, dass man auf Norderney auch in Zukunft immer wieder Spuren von Jörn Namuth finden wird: Bilder, Schmuck, Objekte oder vielleicht sogar auch ein Buch mit seinen Erinnerungen. (vel)

Fotos: Leidig