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03.06.2024
Bademuseum

Paläste für Gäste

„Paläste für Gäste“ heißt eine Sonderausstellung über die Bäderarchitektur im Seebad Norderney / „Es ist ein Jammer“, sagt ein Norderneyer und zeigt auf ein Bild der Kaiserstraße aus der Blütezeit der Bäderarchitektur. Damals gab es Paläste für Gäste – weiße Prachtbauten mit Stilelementen des Klassizismus, Historismus und auch des Jugendstils. Viele dieser wunderschönen Häuser wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren abgerissen und durch Zweckbauten ersetzt.

An die schönen Häuser Norderneys erinnert nun die Sonderausstellung „Paläste für Gäste. Bäderarchitektur im Seebad Norderney“, die am Sonntag im Bademuseum am Weststrand eröffnet wurde.

BademuseumSehr gut besucht war die Eröffnungsfeier der Sonderausstellung zur Bäderarchitektur.

Rund 60 Besucher waren der Einladung zur Eröffnung gefolgt. Da viele Drucke vor einer Woche noch nicht den Weg auf die Insel gefunden hatten, war die Eröffnung verschoben worden. So erfolgte diese mit einer Verspätung von „einer Woche und zehn Minuten“, wie der Vorsitzende des Fördervereins Museum Nordseeheilbad Norderney, Sascha Freese, sagte. Er dankte den vielen Helfern des Museums, die solche Sonderausstellungen und auch den Museumsbetrieb durch ihre Mitwirkung ermöglichen. Die Sonderausstellung ist Teil der Gemeinschaftsausstellung „Van Huus to Huus“ zum Thema Hausbau in Ostfriesland des Museumsverbunds Ostfriesland.

Schnellschusshäuser

Er sei ein Freund von Kunst am Bau und geschmackvoller Architektur, betonte Freese und halte nicht viel von „Schnellschusshäusern“. Und wenn Menschen das Äußere ihres Hauses nicht wichtig sei, dann empfinde er dies als „Ohrfeige“. Denn Architektur sei wesentlich fürs Wohlbefinden, für das kulturelle Empfinden und die Identifikation. Freese ist froh, dass auf Norderney noch ein wenig Altes erhalten ist, das für ihn eine „kulturelle Strahlkraft“ hat.

Norderney im Wandel

Museumsleiter Matthias Pausch, der die Ausstellung mithilfe von der Bundesfreiwilligendienstlerin Leah Gehring konzipiert hat, meint, dass man über Geschmack nicht streiten könne. So sollten die Gäste der Ausstellung selber urteilen. Daher hat Pausch die Zeit des Abreißens und Neubauens nicht als Niedergang oder Verfall bezeichnet, sondern schlicht mit „Norderney im Wandel“ betitelt.

Matthias Pausch

Museumsleiter und Stadtarchivar Matthias Pausch

Der Historiker Pausch gab einen kurzen Abriss über die Geschichte der Bäderarchitektur des 19. Jahrhunderts. 1837 entstand das Große Logierhaus, das heutige Kurhotel. Dann wurde die Südseite des Conversationshauses im klassizistischen Stil errichtet. Der historisierende Rundbogenstil prägt das nördliche Conversationshaus und das Basargebäude bis heute. Um 1900 hatte sich Norderney vom Fischerdorf zum Modeort entwickelt. Dazu trugen neben den komfortablen und repräsentativen Bauten auch die Elektrisierung der Insel bei.

Elegant und verträumt

Die Gebäude wirkten „wie aus der Zeit gefallen, elegant und verträumt“, so Pausch. Doch der Glanz war nur von kurzer Dauer. Nach dem ersten und dann dem zweiten Weltkrieg sei der Schmuck verloren gegangen. Und während an der Ostsee viele alten Gebäude aus Geldmangel stehen blieben und daher später restauriert werden konnten, seien auf Norderney viele Häuser durch Zweckbauten ersetzt worden. Gästehäuser wurden abgerissen und durch Gebäude mit Eigentumswohnungen ersetzt.

AusstellungseröffnungÄltere Norderneyer erinnern sich noch an die schmucken Gebäude der Bäderarchitektur.

Streifzug durch die Straßen

In der Ausstellung lässt sich die alte Pracht noch bewundern. Aber nicht alles ist verschwunden. Pausch ermunterte dazu, einen Streifzug durch die Straßen der Stadt zu unternehmen, um die Schmuckstücke Norderneys zu entdecken. (vel)

Das Museum Nordseeheilbad Norderney ist zurzeit von Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung über die Bäderarchitektur auf Norderney ist bis zum 4. November zu sehen.

Fotos: Leidig